Kampagnenmotiv zum Buß- und Bettag 2022 - Und jetzt?

Buß- und Bettag
16. November 2022

Gebete

„Gott sei mir Sünder gnädig“

Meditation für Sprecher und Gemeinde zu Psalm 51

Wenn ich den Ausgang fände, lieber Gott,
was ist dann?
Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte,
und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit.

Wenn du mich ins Licht ließest, lieber Gott,
was kommt dann?
Siehe, du liebst Wahrheit, die im Verborgenen liegt,
und im Geheimen tust du mir Weisheit kund.

Wenn ich aus dem Dunkel an die Tür gelänge,
lieber Gott, wird dann alles gut?

Lass mich hören Freude und Wonne,
dass die Gebeine fröhlich werden, die du
zerschlagen hast.

Ja, Gott, zeig mir das Licht, und führe mich
hinaus aus dem Dunkel meines Lebens.

Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz
und gib mir einen neuen, beständigen Geist.

Aber zeig mir auch, was kommt,
wenn ich das Dunkel hinter mir lasse.

Dass ich erkenne, was ich mit dem Licht
anfangen soll, und nicht kehrt mache in die
altvertraute Finsternis.

Verwirf mich nicht von deinem Angesicht,
und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.

Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe,
und mit einem willigen Geist rüste mich aus.

AMEN.

DR. VOLKER MANTEY


Der Weg ins Freie

JETZT hier lang.

Fluchtweg, Rettungsweg, Weg ins Freie.
Das Zeichen an der Wand ist gut zu sehen,
leuchtet noch im Dunkeln.
Grün beruhigt, sagen Farbpsychologen.
Grün sagt, du kannst starten.
Ich sehe das grüne Männchen,
ich hoffe, ich werde merken,
wenn ich los muss.

Werden wir es merken?
Sind wir schnell genug?
Kommen wir raus
aus der Klimakrise,
aus der Gewaltspirale,
aus dem Coronazyklus?

STIMMT DIE RICHTUNG?
Aus dem Keller ins Freie zu laufen,
wenn draußen Bomben fallen, ist richtig falsch.
Panik ist kein guter Ratgeber.
Auch rote Signale retten Leben, sagen:
Fuß vom Gas, Stopp jetzt, kein weiter so.

JETZT noch besser aufpassen, klarer entscheiden, kräftiger zupacken, schmerzlicher verzichten.

Nicht grüne Männchen sehen, sondern selbst zu einem werden.

Sich und andere retten. Nicht irgendwohin laufen, sondern hinter dem her,
der in Nazareth gestartet ist.

HELMUT WÖLLENSTEIN


Neuanfang

UND JETZT?

Einfach bleiben
Aus Trotz
Oder
Die Beine in die Hand nehmen
Abhauen
Mach, dass du fortkommst

RAUS HIER
Auf Leben und Tod
Wie Lola rennen
Weiter und weiter
Und nicht wissen
Ob die Zeit
Und die Puste reichen
Von wegen Grün ist die Hoffnung
Geh erneut auf Start
Noch einmal
Ein letztes Mal

UND DANN?
Wenn du denkst, es geht nicht mehr
Wieder auf die Beine kommen
Solange sie tragen
Und das Licht brennt
Und der Ausgang in Sicht ist
Laufe und schreie:
Die Hoffnung stirbt zuletzt

UND NICHT JETZT!

Imke Leipold


Licht

Wie ein Stromausfall,
und mit einem Mal ist alles dunkel
und still.

Ich taste nach dem Weg,
versuche mich zu orientieren.
Wo war ich gerade?
Wo waren Hindernisse?

Ich stoße dagegen,
bin unsicher.
Gedanken rasen durch meinen Kopf.
Und jetzt?
Wie geht es weiter?
Wo ist der Ausweg?
Komme ich hier nie wieder raus?

Sei du
Licht auf meinem Weg,
GOTT.

CHRISTOPH BREIT


Und Jetzt?

Zwischen den Bässen, flackernde Lichtkegel,
aus Scheinwerfern pulsierendes Licht, in der Menge tanzen.
Versprechen von Nähe und Freundschaft wummern in Lichtstrahlen.
Und trotzdem allein, untergehen in Vielen.
Ein Licht, das bleibt? Eins, das den Weg zeigt?

Zwischen Neonleuchtreklamen, Buchstaben, die locken.
Strahlende Lämpchen, blinkende Versprechen.
Für mehr Liebe, mehr Glück, mehr alles.
Und trotzdem allein, untergehen in zu vielem.
Ein Licht, das bleibt? Eins, das den Weg zeigt?

Zwischen Straßenlaternenlicht,
all die Kerzen, Grablichter,
Blumenkränze, erstickte Lebensfunken
und Bilder von denen, die gegangen sind.
Und das Versprechen darin,
sie nie zu vergessen.
Und dann bleib ich allein zurück,
gehe unter weil’s zu viel ist.
Ein Licht, das bleibt?
Eins, das den Weg zeigt?

Ein Licht, das bleibt!
Eins, das den Weg zeigt!

Gerettet. Von dir.
Dein Licht bleibt.
Jetzt und jeden Tag,
der noch kommt.
Und jetzt und immer.
Auch danach noch.
Jetzt und danach.

ISABELL PAUL


Aufräumarbeit für die Seele

Der Saal ist dunkel, nur die Bühne ist beleuchtet. Eine junge Frau tritt ins Licht.

Sie setzt an – und erzählt, wie sie ihr Start Up Unternehmen vor die Wand gefahren hat. Das Ganze trägt den ungewöhnlichen Namen „Fuck up Night“. Da erzählen Gründer davon, wie das war: Alles schief gegangen – und jetzt?

Was haben sie daraus gelernt?
Was geht ihnen noch nach?
Woran sind sie gewachsen?

Als das Christentum noch ganz jung war, haben Christen
über ihr Scheitern vor der ganzen Gemeinde gesprochen.

Irgendwann war ihnen das wohl zu peinlich – und sie
haben die Beichte nur noch vor dem Pfarrer abgelegt.
Unter vier Augen ist sehr Persönliches
einfach leichter auszusprechen.

Aber irgendwie ist es auch schade, wenn wir das,
was wir aus unseren Fehlern
lernen, nur der besten Freundin,
unseren Therapeuten und Pfarrerinnen erzählen.

Und jetzt?
Also vielleicht weniger schämen,
das Tabu brechen,
mehr drüber reden.
Um unserer aller unperfekter
Seelen willen.

STEVE KENNEDY HENKEL


Im Sommerurlaub fahren wir in Italien
durch einen überraschend langen Tunnel.
Er scheint gar nicht mehr aufzuhören.

Plötzlich sagt unsere Tochter: „Es gibt ja gar keinen Notausgang!“
Und wirklich: Die Schilder zeigen nur, welches Ende des Tunnels
näher ist, der Eingang oder Ausgang. Im Notfall hätten wir
nur die Möglichkeit, nach vorne oder zurück zu laufen.

In herausfordernden Situationen im
Alltag fallen mir oft auch nur diese
beiden Lösungen ein. Entweder zurückrudern
oder die Flucht nach vorne
antreten. Der Notausgang als dritte
Möglichkeit kommt mir dagegen nicht
so oft in den Sinn.

Am Buß- und Bettag besinnen wir uns auf diesen Plan C.
Jesus Christus hat immer wieder unkonventionelle und andere,
neue Wege eingeschlagen. Er hat den Menschen gezeigt,
dass sie weder in der Vergangenheit verharren noch
in die Zukunft flüchten müssen. Sondern dass Vergebung
möglich ist, die zwar nicht das Vergangene ungeschehen
macht, aber den Weg in eine angstfreie Zukunft weist.

Wenn ich mich also das nächste Mal in einer verfahrenen
Situation frage: „Und jetzt?“ – dann werde ich Gott
bitten, mir einen Notausgang zu öffnen.

DR. NINA LUBOMIERSKI


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